Die faszinierende 120jährige Geschichte des „Lanstroper Ei“ (Teil 3)

Der Druck der Öffentlichkeit und ein Förderverein retteten die vor sich hin rostende Landmarke

Das Lanstroper Ei ist eine wichtige Landmarke. Doch in Dienst ist er schon lange nicht mehr: Der Wasserturm an der Gemeindegrenze Lanstrop – Grevel war bis 1980 in Betrieb. Mit Wasser aus der Ruhr versorgte er die Zechen der Harpener Bergbau AG. Ferner die Dortmunder Stadtteile Lanstrop, Derne, Mengede sowie die Lüner Stadtteile Brambauer und Horstmar. Ziemlich genau 75 Jahre. Passiert ist in der Zwischenzeit wenig.

Der markante Turm im Dortmunder Nordosten war eine wichtige Orientierungsmarke

Als sich in den 1920er Jahren der Flugverkehr auf dem Flugplatz in Brackel entwickelte, war der markante Turm im Dortmunder Nordosten eine wichtige Orientierungsmarke. Auch bei den Flugtagen, die dort veranstaltet wurden.

So war in der Lüner Zeitung über den 6. Flugtag in Dortmund am 2. Mai 1926 zu lesen, dass für diesen Flugtag, veranstaltet vom Verein für Luftfahrt Dortmund e. V., ein Stafettenlauf einer gemischten Staffel aus Läufern, Motorradfahrern, Reitern und Flugzeugen geplant sei: „Der Kurler Wasserturm [!] , welcher bei Flugveranstaltungen stets in besondere Erscheinung trat, kommt hier als Umkreisungspunkt in Frage.“

Für die Bomberstaffeln, die Dortmund im Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche legten, soll das Lanstroper Ei ebenfalls ein wichtiger Orientierungspunkt gewesen sein. 1942 untersuchte man den Wasserturm auf Bergschäden, fand aber keine. Nach einem mündlichen Bericht wurde unter dem Turm keine Kohle abgebaut. Denn er war für die Zechen lebenswichtig.

Wegen seiner besonderen Bedeutung als Industriebau wurde der Wasserturm bereits 1980 unter Schutz gestellt. Trotzdem stellte die Gelsenwasser AG, als sie den Turm dank neuer Pumpanlagen nicht mehr benötigte, einen Abbruchantrag. Das Bauordnungsamt der Stadt Dortmund wies den Abbruchantrag mit Hinweis auf den Denkmalschutz ab, wogegen die Eigentümerin zunächst Widerspruch einlegte.

Zwischenzeitlich aktivierte sich die Bevölkerung: Eine 8. Klasse der Hauptschule Lanstrop schrieb an die SPD-Fraktionsgeschäftsstelle, um den Abriss zu verhindern. Die Schüler begründeten ihre Initiative mit der ehemaligen lebensnotwendigen Funktion des Wasserturms; damit, dass der Turm beide Weltkriege überstanden hatte und mit seiner Bedeutung als Orientierungspunkt, Wahrzeichen und Heimatsymbol. In der Folge entfalteten die Schüler verschiedene öffentlichkeitswirksame Aktionen.

Vertreter des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege, der Unteren Denkmalbehörde Dortmund und der Gelsenwasser AG bescheinigten dem Turm im November 1980 einen guten Erhaltungszustand mit geringen Korrosionsschäden. Die Gelsenwasser AG hielt jedoch wegen der Folgekosten, die sie als Eigentümerin zu tragen hatte, und der fehlenden Kontrolle über das Grundstück mit dem Wasserturm am Widerspruch fest.

Text: Horst Delkus


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